Inoffizieller Start
Das Wetter präsentierte sich wie am diesjährigen Sechseläuten, Kälte und Nässe dominierten und der goldige Herbst war endgültig vorbei. Der Winter stand vor der Tür, die Generalversammlung war zu Ende und die Gesellschaft war durstig. Das Bar-Team des Neumarktes sowie das Team der Kantorei waren bereit für den Ansturm der durstigen, gutgekleideten Zünfter. Nach den ersten Gläsern Bier und Wein war es auch schon Zeit in den Festsaal des Theaters des Neumarktes aufzubrechen, um den pünktlichen Start des diesjährigen Rechenmahls nicht zu gefährden.
Beginn des Rechenmahls
Auch dieses Jahr konnte das Rechenmahl pünktlich um 18 Uhr starten. Der Saal war festlich geschmückt und die Freude der Zünfler gross als das Rechenmahl begann. Der Einmarsch der Vorsteherschaft mit seinen Gästen wurde wie jedes Jahr mit dem Tambour begleitet. Die freudigen Gesichter aller Teilnehmer zeigten, dass dieser Abend ein freudiger mit vielen spanenden Momenten sein werde. Ja dann begann unser lieber Stubenmeister Martin Schmitt mit freudiger Stimme uns herzlich zu begrüssen, die Stimme, welche er an diesjährigem Sechseläuten gänzlich vermisst hatte. Er bat alle Zunftgäste sich kurz zu erheben und den Blick zum Zunftmeister zu richten, um ihre Freude zur Einladung an das diesjährige Rechenmahl auszudrücken. Gäste an diesem Rechenmahl waren Peter Fierz von der Konditorei Confiserie Café Freitag, welche uns jedes Jahr mit den Hottinger Tirggel versorgen, Bernhard Ritschard von der Druckerei Ritschard&Schwarzenbach, welche das neue Buch über Zunftherren, Wiedertäufer und Revoluzzer druckte sowie die Sprecher des diesjährigen Sechseläuten 2016 David Stehli Zunft zur Meisen, Christian Hitz Vereinigte Zunft zur Gerwe und zur Schumachern und Urban Henzirohs Zunft zu Safran Luzern. Auch dieses Jahr war eine Dreierdelegation unserer Nachbarn, der Singstudenten, dabei.
Nach der Vorstellung der Gäste wurden die Ehrengäste kurz vorgestellt, welche im Verlauf des Abends näherpräsentiert wurden. Zu diesen Gästen zählte Rolf Schläpfer, Zunftmeister zur Schmiden. Er wurde begleitet von seinem Zeugwart Christoph Roth. Der Ehrengast vom diesjährigen Sechseläuten ist Josef Kreybühl, Zunftmeister der Zunft zu Safran Luzern und Fritschivater 2016. Er wurde begleitet von seinem Altzunftmeister Thomas Bucher, Fritschivater 2015 und seinem Zunftweibel Pascal Piffaretti.
Der Stubi bedankte sich für die Wein-und Dessertspende und ermahnte zum Schluss seiner Rede alle, dass die Glocke das Zeichen für rasches Platznehmen war. Schliesslich beendete er mit seinem traditionellen Trinkspruch von Wilhelm Busch ,,Das Trinkgeschirr, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.‘‘
Alle Jahre wieder – die liebe Gans
Das Team vom Neumarkt hatte dieses Jahr neue Wege eingeschlagen mit ihrem Menu. Zur Vorspeise wurde eine Waldpilz Suppe mit Brotstücken serviert. Die Suppe passte super zu diesem kalten und nassen Novemberabend. Dann folgte der Hauptangang, welcher sicher eine Überraschung war. Denn die gewohnte zähe Gans wurde zu einem Hackbarten verwandelt. Dazu kamen das altbekannte Rotkraut sowie Marroni und die feinen hausgemachten Chnöpfli. Das Dessert war ein süsses Lebkuchenparfait mit Haselnussguetzli und Rotwiizwätschge, was in der Kombination gut gemundet hatte. Dieses Jahr wurde zum Kaffee der hauseigne Gin serviert, welcher mit seiner fruchtigen Note sehr gut bei den Zünftern angekommen war.
Die Rede des Zunftmeisters
Der Zunftmeister ergriff das Wort und begrüsst alle Anwesenden ganz herzlich zum diesjährigen Rechenmahl. Marcus A. Gretener begrüsste seine Mitmeister von der Zunft zur Schmiden sowie Zunft zu Safran und ihre Begleiter und freute sich schon, diese später seinen Mitzünftern genauer vorzustellen. Er begrüsste auch die Sprecher des diesjährigen Sechseläutens und versprach ihnen, dass sie diesen Abend ganz beruhigt ohne Vorsprechen geniessen könnten. «Der liebe Konditor Peter Fierz wurde eingeladen, um bei den Tirggel neue Preisverhandlungen zu machen», witzelte der Zunftmeister. Für Bernhard Ritschard war es sicherlich nett, wenn das Nachtessen in dieser schwierigen geschäftlichen Lage gezahlt würde, spasst Gretener.
Nun kam Marcus A. Gretener zum Hauptteil seiner Rede – der Hirsebreifahrt aus dem 13. Jahrhundert von Zürich nach Strassburg, an welcher er in diesem Jahr teilgenommen hatte und welche er als sehr eindrücklich empfunden hatte. Als unser Zunftmeister dann das Fähnlein der Sieben Aufrechten mit dem Hottinger Leidspruch »Freundschaft in Freiheit» sah, wurde er nachdenklich. Denn die Freiheit und ihre Grundpfeiler wie individuelle Freiheit, rechtliche Staatsicherheit sowie das Recht auf Eigentum würden durch den Staat immer stärker reguliert. Es war wichtig, dass man seine Freiheit in Anspruch nehme – die Meinungsfreiheit sowie die Selbstbestimmung in Einhaltung gegenüber der Freiheit anderer, aber auch auf das Vertrauen auf Rechtssicherheit, welches gegen die willkürliche Enteignung des Staates ging. Die Freiheit stand immer im Konflikt mit der Sicherheit. Denn die Freiheit sei ein ständiger Kampf und kein Stillstand im Leben. Im 17. und 18. Jahrhundert wäre die Definition der Chinesen für Freiheit «Jing und Jang« gewesen, welche Toleranz, Respekt Liebe und Frieden beinhalte. Das seien die Werte, die wir hochhalten und leben sollten und so kam er zum Schluss und erhob sein Glas zum ersten Mal am heutigen Abend.
Sechseläutenmarsch und Veteranenehrung
Nach dieser Rede wurden die Zünfter und Gäste vom Zunftspiel mit dem Sechseläutenmarsch begrüsst und alle erhoben sich voller Stolz. Das war der Moment, in welchem sich alle stolz an die tollen Sechseläuten erinnerten, an denen sie teilgenommen hatten.
Es folgte die Ehrung der Veteranen. Die erste Person, die am heutigen Abend vor den Zunftmeister treten durfte, war Philipp Habegger, welcher zum neuen Altstatthalter ernannt wurde. Der Zunftmeister sprach sehr lobende Worte aus für sein Engagement und seine aktive Art in der Zunft Hottingen. Er wünschte ihm alles Gute und bat ihm einen Schluck aus dem Zunftmeisterbecher an. Dann folgte eine „Standing Ovation“ aller Zünfter, um dem lieben Philipp Habegger noch einmal den Dank für sein Schaffen in der Zunft Hottingen zu zeigen.
Es folgte die Ehrung der Veteranen, welche schon 40 Jahre ihre Zunftzugehörigkeit feiern. Diese waren Thomas Kellerhals, Christoph Kellerhals, Alfred Stucki, Fredi Fischer(ꝉ), Josef Scherer und Adolf Vogel. Die Herren traten vor den Zunftmeister und bedanken sich mit einer kleinen Anekdote, wie sie vor 40 Jahren aufgenommen wurden. Sie übereichten der Zunft als Dank für diese vielen Jahre, die sie als vollwertiges Mitglied in der Zunft zählten, ein neues Gesellen- sowie zwei Mädchenkostüme, welche von der Familie Fischer gespendet wurden.
Nun folgte die Ehrung der Mitglieder, welche der Zunft schon seit 25 Jahren zugehörten. Das sind Herbert A. Hediger sowie Christoph Hiller. Beide hatten eine grosszügige Spende ans Zunftbuch beigesteuert.
Vorstellung und Rede des ersten Ehrengastes
Der heutige Gast ist unser Nachbar Rolf Schläpfer, Zunftmeister der Zunft zur Schmide. Er sei ein Prototyp eines PR Beraters, sagte Marcus A. Gretener, eine kleine Vitaminbombe und habe ein Lachen wie das aus einer Colgate Werbung. Damit spielte der Zunftmeister auf seine berufliche Vergangenheit bei Roche und Colgate-Palmolive an. Der liebe Mitmeister verkaufe neu an seine Geschäftskunden Seminare, drei interessante Goldene Regeln. Die erste Regel war „Sei nicht überheblich“ und meine, man solle einen bescheidenen Eindruck geben, aber nicht danach leben. Die zweite Regel laute „Lenke nicht von deiner Erscheinung ab“. Marcus A. Gretener zeigt ein Foto eines Waldrapps und sagt dazu: „Das ist das Haustier, welches Rolf Schläpfer hat. Man weiss ja, das Tier sucht das Herrchen, somit haben sich zwei Hässliche gefunden“. Die dritte Regel sei die Wichtigste und besage „Bleib bei deiner Botschaft und passe dann einfach dein Erscheinungsbild an“. Diese drei Goldenen Regeln verkaufe der liebe Mitmeister für teures Geld als Kommunikationsstrategie an seine Kunden.
Nun war der liebe Mitmeister dran, der sich zuerst mal einen Schluck Wein genehmigte und erklärte, dass er sich sehr über die Einladung gefreut hatte. Als er aber am Tisch Platz genommen hatte, war die Freude weggewesen. Die Gans war für ihn mehr ein Wochenrückblick als eine richtige Martini-Gans gewesen. Er bedankte sich auch für die schnelle Einführung seines Seminares, er hätte das nicht besser erklären können. Er machte eine Ergänzung zur dritten Regel: „Wenn du keine Botschaft hast, dann bleib dafür sympathisch“. Aufgefallen war dem Zunftmeister der Schmide, dass die Zunft Hottingen alles Personelle von der Zunft zur Schmide kopiere. War dies Rene Zeller bei der Weltwoche oder der PR Berater als Zunftmeister. Die Rede des Gastes wurde sehr wohlwollend aufgenommen und erntete einen grossen Applaus.
Vorstellung und Rede des zweiten Ehrengastes
Der zweite Gast wurde vom Zunftmeister mit einem rüdigen „Hallo“ willkommen geheissen. Er spracht ein grosses Lob an die Organisatoren des diesjährigen Sechseläutens aus. So gut wie die Zünfter zu Safran hätten sich schon lange keine Gäste mehr präsentiert. Es freute Marcus A. Gretener auch, dass die beiden Zünfte so vieles gemeinsam hätten. Ein weiter Dank ging an die Verköstigung der Luzerner Pastetli. Man munkelte, das Sechseläuten war der beste Traditionsanlass gewesen, den die Zunft zu Safran je besucht hatten und dies trotz des schlechten Wetters.
Nun kam Josef Kreybühl mit seiner Rede zum Zuge. Aber zuerst musste der Fritschivater 2016 von seinem Weibel eingekleidet werden und dieser blieb gleich hinter Kreybühl stehen, um ihm den Rücken zu stärken gegen die überlegenen und überzahlmässigen Zürcher Hottinger Zünfter. Es folgte ein Rückblick aus Sicht der Innerschweizer. Das Wochenende war bis auf das getrübte Wetter, welches aus der Innerschweiz nach Zürich mitgezogen wurde, ein Highlight gewesen. Enttäuscht hatte sie, dass der Böög dieses Jahr so lange brauchte. Das hatte sie veranlasst, heute das Ganze zu wiederholen und darum hätten sie einen Mini Böög ans Rechenmahl mitgenommen. Doch als sein Weibel den Böög hervornahm und ihn im Saal entzünden möchte, bekam der liebe Fritschivater kalte Füsse, etwa so wie am Sechseläuten, und blies das Ganze ab. Der Harsch quittierte das mit Lachen und Zurufen, er solle doch den Böög entzünden. Es wurde vermutet, er wolle doch denn Böög lieber wieder nach Hause nehmen, um selbst ein kleines Sechseläuten in Luzern zu veranstalten. Als Dankeschön für diesen Abend wurde jedem Teilnehmer ein Änis-Gebäck auf den Tisch gelegt. Josef Kreybühl erklärte, das Gebäck hätte eine aphrodisierende Wirkung. Er möge aber offenlassen, wie stark die Wirkung sei, um den Herrn keine falsche Hoffnung für ihre verstärkte Manneskraft zu machen. Nach dieser Erklärung kam er zum Schluss und wünschte allen einen schönen restlichen Abend. Die Rede wurde mit herzlichem Applaus beendet.
Aufnahme der neuen Zünftler
Das Licht wurde gedimmt, die Trompeten ertönten und alle erhoben sich. Es war nun soweit – es kam der feierlichste Moment an diesem Abend. Es betraten mit Ihren Göttis und Vätern die neu aufgenommenen Zünfter denn Saal. Es waren dies Christoph Dubler, Ralph Brogle und Marcel Spitzer. Es wurde ihnen feierlich das Abzeichen überreicht. Christoph Dubler ergriff das Wort und begann mit den Worten »Es freut sich die Zunft Hottingen auf drei so unterschiedliche Personen. Von klein bis gross, von dick bis dünn und von blond zu braun. Vielfältiger könnten diese Herren nicht sein.». Weiter erzählte der neue Zünfter, wie sie die Zeit bis jetzt erlebt hatten und wie stark sie zur Stadt Zürich und zu dem Zunftwesen standen. Es war auch eine Danksagung für das Vertrauen der Zunft Hottingen.
Aufnahme der neuen Gesellen
Auch dieses Jahr steiget die Anzahl an den jungen Burschen. Es kamen zwei neue Gesichter dazu: Jonas Bohn und Manuel Cavigelli. Es wurde erwähnt, dass Manuel ein leidenschaftlicher Reiter war, worauf die Reitergruppe lautstark applaudierte, denn sie bräuchten den Nachwuchs für das Fortbestehen dieser Vorzeigereitergruppe. Die beiden neuen Gesellen bekamen ihre Gesellenabzeichen. Es war wichtig, dass die Jungmannschaft in die Zunft rasch integriert wird, um in der Zeuftigen Welt aktiv teilzunehmen.
Produktion
Die Produktion wurde dieses Jahr durch die Altvorsteherschaft vorbereitet. Diese begann mit viel Rauch und den zwei Engeln Jürg Biller und Urs Rengel, welche den Altvorsteher-Himmel führten. Das zentrale Thema dieser zwei Engel war es, ob der neu Altstatthalter Philipp Habegger in den Himmel kommen dürfe oder dieser besser in die Hölle zum Teufel, gespielt von Christoph Hiller, gehe.
Die Produktion war gespickt mit Persönlichkeiten, mit vielen unterhaltsamen Anekdoten von Philipp als Statthalter sowie eine kurze Einlage des diesjährigen Ehrengastes Chris von Rohr, gespielt von Philipp selbst. Zum Schluss soll die Zünfterschaft entscheiden, ob Philipp in den Statthalter Himmel oder in die Hölle kommt. Es war eine gelungene, lebendige Produktion, die in guter Erinnerung bleiben wird.
Rede Singstudenten
Auch dieses Jahr wurden traditionell wieder jung gebliebene Singstudenten eingeladen. Man konnte sagen, es sind alte Hasen, was die Teilnahme an einem Rechenmahl anging oder wenn man die Gesichter sah. Die Rede war voller unterhaltsamer Momente mit pubertierender Witzen, welche um diese Zeit mit dem vorhandenen Alkoholkonsum der Gäste vertretbar war. Der Zunftmeister bekam auch diesmal ein paar kleine Dankeschön-Geschenke für seine weibliche Seite. Wie gewohnt konterte er mit seinen gestochen scharfen Worten, so wie es sich gehörte als Kommunikationstalent. Die ganze Rede war frisch und frech und bekam mit dem Applaus die nötige Wertschätzung.
Verdankung
Der Zunftmeister bat seine zwei fleissigen Helfer, den Stubenmeister Martin Schmitt sowie den Zeugwart Reto Boltshauser, nach vorne. Das Dankeschön hatten sich diese zwei Herren redlich verdient für ihr Engagement während des Jahres sowie an zwei Hauptanlässen. Als nächst wurde die ganze Küchenmannschaft sowie das Service-Team zum Tisch des Zunftmeisters gebeten und es wurde gedankt für die gute Bewirtschaftung. Der Spielführer der Harmonie Kilchberg wurde auch nach vorne geholt und lautstark von Applaus von den Hottinger Zünfter bedankt. Dem zünftlichen Harsch wurde vom Zunftmeister erklärt, das die Harmonie als Dank für die gute und lange Zusammenarbeit während den Anlässen in naher Zukunft neu eingekleidet werden. Damit die Harmonie Kilchberg sich weiterhin von der besten Seite zeigen könne während des Sechseläuten.
Schlusswort des Zunftmeisters
Der Zunftmeister beendete das wundervolle und gut gelungene 120. Rechenmahl und wünschte allen Zünftern und Gästen eine gute und sichere Heimreise.
Aufräumen
Das Aufräumen erfolgte wie immer mit den Worten vom Zunftmeister, dass man Sorge tragen solle zu den Gegenständen und er den Zünftern noch Zeit gab, ihr Glas zu trinken, ohne dass diese durch die hoch motivierte Jungmannschaft gleich aus dem Saal getragen werde.
Das Bier danach
Das letzte Bier sowie die letzten Gespräche wurden dann noch im Restaurant im Neumarkt abgerundet und mit dem Schlummertrunk ausgeklungen. Dies war auch der Ort, wo sich das Servicepersonal traf und sich mit den restlichen Zünftern über den gelungenen Abend sowie das Nachtessen austauschte.