Die Gemeinde Hottingen wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einem starken Bevölkerungswachstum betroffen. Zählte Hottingen 1850 noch 2548 Einwohner, waren es 1888 bereits gegen 7000. 1891 entschied sich Hottingen deutlich für die Vereinigung mit der Stadt Zürich. Aus der Gemeinde Hottingen war nun das Quartier Hottingen geworden. Weil die Zusammengehörigkeit der Bürger nicht mehr durch die politische Organisation einer selbständigen Gemeinde repräsentiert wurde, mussten andere Formen und Symbole dafür gesucht und geschaffen werden. Verstärkt regten sich Stimmen, die sich für Hottingen eine Zunft wünschten.
Am 21. April 1897 war es soweit. Im Waldhaus Dolder fand die Gründungsversammlung statt. Als Tagespräsident wurde Friedrich Zollinger gewählt. Zollinger, geboren 1858, wurde 1882 von der Hottinger Schulbehörde zum Primarlehrer gewählt, bevor er am 1. Oktober 1892 zum städtischen Schulsekretär ernannt wurde. Der 1905 zum Dr. phil. h.c. und 1927 zum Dr. rer. publ. h.c. ernannte Friedrich Zollinger wurde 1900 zum Sekretär des kantonalen Erziehungswesens, zum Chefbeamten, befördert. Es lag nahe, Zollinger aus dem sieben Personen umfassenden neuen Vorstand als ersten Zunftmeister zu wählen. Im Anschluss an die Zunftgründung bewarb man sich um die Patenschaft einer alteingesessenen historischen Zunft. Da Zollinger Kämbelzünfter gewesen war, fragte man diese an. Neben dem Bescheid zur Patenschaft wurde seitens der Zunft zum Kämbel aber auch mit Bedauern der Aus- und Übertritt Zollingers in die neu gegründete Zunft Hottingen vermerkt. Der spätere Ehrenzunftmeister, Dr. Dr. h.c. Friedrich Zollinger, führte die junge Gesellschaft die nächsten acht Jahre in einer Glanzperiode, in der Ende des 19. Jahrhunderts die Zunft Hottingen auf das bisher nie mehr erreichte Maximum von 182 Zünfter anstieg.